OOH-Magazin Ausgabe 3 - 2016

Innovationen für Mobilität können nur dann erfolgreich sein, wenn der strukturelle Rah- men, die Mobilitätskultur einer Gesellschaft und der mobile Mensch an sich berücksichtigt werden.“ Am Anfang der Verkehrsmittelwahl stehen Mobilitätseinstellungen und -bedürfnisse, gepaart mit der jeweiligen Mobilitätskultur in einem Land. Diese basiert unter anderem auf der Weitergabe eingeübter Mobilitätsmuster und variiert: Italiener haben ein Faible für die Vespa, Holländer bevorzugen das Fahrrad und Amerikaner per se das Auto, um von A nach B zu kommen. Die Mobilitätsbedürfnisse sind hingegen indi- viduell, vielfältig und veränderlich. Zu den von GIM definierten Mustern zählen: Privatheit, Unabhängigkeit, Effizienz, Convenience, Umweltschutz und Kosten. Die genaue Analyse zeigt dabei nicht nur, was den einzelnen Men- schen motiviert, sich für Bahn, Fahrrad oder Auto als Fortbewegungsmittel zu entscheiden. Sie zeigt auch Trends, zum Beispiel, wie wir zukünftig leben wollen, welche intrinsischen Motivationen wir haben. „Wir gehen davon aus, dass Effizienz und Convenience in den nächsten Jahren aufgrund von Zeitknappheit, Verdichtung von Arbeit, Vernetzung, aber auch durch den Wunsch nach nahtloser Mobilität zunehmen werden“, so Ullrich. Weitere individuelle Faktoren für die Verkehrs- mittelnutzung sind laut GIM die persönliche Verfügbarkeit und der Anlass. Als zusätzliche externe Faktoren definieren die Forscher den strukturellen bzw. rechtlichen Rahmen und die situativen Einflüsse wie etwa Wetter oder Stau. Die Ableitung all dieser Erkenntnisse ist schnell gefunden: Wer es schafft, mit innova- tiven Lösungen die spezifischen Mobilitätsbe- ÖPNV-Nutzer zur Verfügung. Dieses „Ist“ kann MiD 2016 mit wertvollen Angaben zu grundsätzlichen Einstellungen und Verhaltens- mustern ergänzen. Denn jede Entwicklung im Mobilitätsverhalten bietet Anhaltspunkte für innovative Medienangebote und Medien­ nutzung im öffentlichen Raum. Udo Schendel, Geschäftsführer beim Spezial- mittler Jost von Brandis, begrüßt daher die MiD 2016, die zudem deutlich differenzierter als die Vorgängerstudien angelegt ist: „Aus dem Studiendesign der aktuellenWelle erkenne ich den Ansatz zur größeren Detailtiefe.“ So sind diesmal neben dem Bundesverkehrs- ministerium auch mehr als 50 regionale Part- ner, Länder, Regionen, Städte und Verkehrsver- bünde an der Erhebung beteiligt. Um für deren Planungsgebiet aktuelle Mobilitätsdaten zu gewinnen, wurde die Bundesstichprobe mit „nur“ 30.000 Haushalten um rund 105.000 weitere Haushalte ergänzt. Anhand der Ergeb- nisse lassen sich zum Beispiel das Mobilitäts- verhalten in Städten und ländlichen Regionen oder regionale Unterschiede erforschen. Sechs zentrale Bedürfnismuster Research-Unternehmen wie beispielsweise die Gesellschaft für Innovative Marktforschung (GIM) beschäftigen sich seit langem intensiv mit dem Thema Alltagsmobilität. So hat die GIM die Komplexität mobilitätsbezogener Entscheidungsprozesse (ICU – Integrated Consumer Understanding) in elf Ländern untersucht und benennt sechs zentrale Bedürf- nismuster, die in Zukunft unser Mobilitätver- halten prägen. Dr. Kerstin Ullrich, Corporate Director bei der GIM, sieht drei Erfolgsfakto- ren für künftige Innovationen: „Die Mobilität der Zukunft ist nicht rein Technologie getrieben. Es ist eine der größten Umfragen, die derzeit in Deutschland durchgeführt wird und noch dazu eine, deren Ergebnisse für die künftige Verkehrsplanung von äußerster Bedeutung sind – die „Mobilität in Deutschland 2016“ (MiD 2016). Seit 1. Juni dieses Jahres lässt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bundesweit etwa 135.000 Haus- halte zu ihrem individuellen Mobilitätsverhal- ten, zur Nutzung von Auto, Fahrrad und Fuß- wegen befragen. Ziel ist es, ein umfassendes Bild über die Alltagsmobilität der in Deutsch- land lebenden Menschen zu erhalten. Auch die Bedeutung neuer Mobilitätsformen wie Carsharing, Elektromobilität mit Autos und Fahrrädern oder Fernbusreisen werden im Rahmen der auf 12 Monate angelegten Studie ermittelt, deren Ergebnisse ab 2018 verfügbar sein sollen. Die aktuell vorliegenden Daten stammen noch aus dem Jahr 2008. Ansätze für innovative Medienangebote Neue Erkenntnisse zur Alltagsmobilität in Deutschland werden auch von der Out of Home-Branche mit Spannung erwartet. Schließlich ist kein anderes Medium so eng mit der Mobilität der Menschen verknüpft ist wie die Aussenwerbung. Hier stehen durch den vom Fachverband Aussenwerbung initiierten „Frequenzatlas für Deutschland“ bereits heute zu jedem Straßenabschnitt aktuelle Frequen- zen für Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer und „Wir gehen davon aus, dass Effizienz und Convenience in den nächsten Jahren zuneh- men werden.” Dr. Kerstin Ullrich, Corporate Director, GIM Individuelle Mobilität ist weit mehr als ein technologisches Thema Forschungsstudien in Megacities und Großstädten in elf Ländern (Asien, USA, Europa) Quelle: GIM, 2015 Verkehrsmittel-Set Situative Bedürfnisse Verkehrsmittel- nutzung Mobilitätseinstellungen, -bedürfnisse und -routinen Persönliche Verfügbarkeit Mobilitätsanlässe Mobilitätskultur Struktureller Rahmen (legislative, Infrastruktur, Mobilitätsangebote) Externe situative Einflüsse (Wetter, Stau, Ver­ spätungen im ÖPNV etc.) 32 OOH!–Strategie & Planung Deutschland

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