OOH-Magazin Ausgabe 4 - 2016

Und auch die freiwillige Community geht meist nicht mehr leer aus: Wer eine App für so genannte Microjobs installiert hat, kann ganz nebenbei im Alltag, auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen kleine Aufgaben erledigen und Geld verdienen. Kampagnenkontrolle und Qualitätsanalysen mit appJobber In der OOH-Branche ist diese moderne Arbeitsteilung inzwischen ebenfalls angekommen. Die Freund Unternehmensgruppe nutzt zum Beispiel appJobber. Mit Hilfe von 180.000 mobilen Teilnehmern wer- den regelmäßig eigene und fremde Kampagnen kontrolliert und doku- mentiert sowie kleinere Befragungen durchgeführt. Zudem lassen die Koblenzer Aussenwerber durch die appJobber-Community einzelne Standorte überprüfen um ihren Werbeträgerbestand zu optimieren. „Als Contrast Media Service kaufen wir qualitätsorientiert ein und berücksichtigen alle interessanten Werbeflächen über den awk- und degesta-Flächenbestand hinaus. Da uns zu diesen Flächen die Trans- parenz fehlt, ist appJobber als externe Ressource ideal“, bestätigt Stefanie Probstfeld, Geschäftsführerin der Contrast Media Service. Für die Kontrolle eines Plakates im Stadtbereich und die Übermittlung von einigen Standortbildern erhält der Minijobber etwa zwei bis sechs Euro. Der Lohn ist abhängig von Ort, Dringlichkeit, Aufgabentypus und technischem Aufwand. Neben den Geokoordinaten der Bilder liefert der Darmstädter Betreiber der App, die wer denkt was GmbH, seinen OOH-Kunden auch die Aufnahmerichtung und Informationen zur Umgebungssituation. „Das Outsourcing der standortbezogenen Datensammlung erweist sich als Wettbewerbsvorteil gegenüber Vermarktern und Agenturen, die solche Aufgaben noch an teurere Außendienste auslagern oder die an die gesammelten Daten aus logistischen Gründen gar nicht erst heran kommen. Die Geschwindigkeit und die niedrigen Kosten bei der Beauftragung eines Crowdsourcing-Dienstes geben dem Auftrag- geber einen sofortigen Mehrwert für sein Kundenreporting“, erklärt Robert Lokaiczyk, Gründer und Geschäftsführer von wer denkt was. Multichannel-Strategien werden Crowdsourcing vorantreiben Während die OOH-Branche aus seiner Sicht noch am Anfang steht, ist Crowdsourcing in anderen Bereichen schon lange Usus. Vorreiter ist die IT-Branche mit dem bekanntesten Beispiel „Mechanikal Turk“ von Amazon. Freelancer korrigieren hier Websites, finden Werbe- plätze im Netz oder suchen in Büchern nach Plagiaten. In Zukunft wird Crowdsourcing auch in der Aussenwerbung zulegen. Davon ist Lokaiczyk überzeugt: „Eine der aktuellen Herausforderun- gen der Werbebranche ist es, Werbekampagnen multichannel bzw. crossmedial zu gestalten. Wir sehen in unserer Crowd das Potenzial, Botschaften aus OOH-Kampagnen in die online Welt zu transportie- ren.“ Die App-Nutzer sollen dafür im Rahmen ihrer Jobs Werbebot- schaften im öffentlichen Raum aufgreifen und in Social-Media-Kanälen multiplizieren. Über Geotracking per App wird gleichzeitig verfolgt, wie sie sich imAlltag bewegen. Dadurch entsteht ein Gesamt- bild über die Erreichbarkeit der Zielgruppen. So lassen sich potenzielle Konsumenten mehrmals an verschiedenen Orten, im analogen und digitalen Raum, mit Werbebotschaften ansprechen. Zusätzlich sind Guerilla-Marketing-Aktionen denkbar. Microjobber könntenWerbe­ material an strategischen Brennpunkten im Stadtraum anbringen und somit für Aufmerksamkeit bei der richtigen Zielgruppe sorgen. Dem Kunden mehr Gehör verschaffen Ein weiteres Feld ist die Verbraucheranalyse. Direkt am Point of Sale könnten zukünftig noch viel mehr Informationen durch App-Nutzer eingesammelt werden: „Neben analytischen Bewertungen, wie etwa ein bestimmtes Plakatmotiv gefällt, sollte der Stimme des Kunden mehr Gehör verschafftwerden“, fordert Probstfeld. appJobber gibt an, die User bereits nach soziodemografischenMerkmalen wie Geschlecht, Alter oder Bildungsstand filtern zu können. „So könnten wir Frage- stellungen zu Design, Geschmack, Kaufbereitschaft und Verwendungs­ gewohnheiten regional abgegrenzt abfragen“, bekräftigt Probstfeld, die mit den Paneldimensionen der namhaften Forschungsinstitute hadert: „Eine regionale Aussteuerung scheitert in vielen Fällen an zu kleinen Stichproben, die keine repräsentativen Ergebnisse ermög­ lichen.“ Die Abfrage der Werbung am Point of Sale in Verbindung mit einem zusätzlichen Storecheck wird in Einzelfällen sogar bereits realisiert: „Gerade bei Plakatkampagnen am Point of Sale geht es dem Kunden oft um Abverkaufssteigerungen. Leider gibt es immer wieder Lücken, wo der Handel die Produkte nicht rechtzeitig oder in unzureichender Menge vor Ort im Regal platziert. Wenn unsere Kunden dies über- prüfen möchten, vergeben wir beispielsweise Jobs via appJobber an Probeeinkäufer“, berichtet Probstfeld. Crowdsourcing braucht Vertrauen – vor allem bei den Entscheidern Viele Crowdsourcing-Angebote und -ideen liegen also inzwischen auf den Tischen der Vermarkter und Werbungtreibenden. Dennoch werden die Services in der Aussenwerbung bislang nur verhalten umgesetzt. Lokaiczyk weiß, warum: „Crowdsourcing wird immer noch als junge, innovative Lösung gesehen. Wir müssen noch viel Vertrauen gewinnen, vor allem bei den Entscheidern.“ Erstrebenswert wäre laut Lokaiczyk die Einbettung des Crowdsourcings in die Standardprozesse der Unternehmen. Sein Vorschlag: Die Einführung von festen Ansprechpartnern und die Verankerung des Crowd­ sourcing-Systems in Unternehmensstrukturen. Stefanie Rossner Qualitätscheck via Crowdsourcing: 180.000 appJobber kontrollieren regelmäßig den Aushang von Plakatkampagnen. (Bild: awk) 29 OOH!–Trends & Innovationen Deutschland

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