OOH-Magazin Ausgabe 4 - 2017
OOH!: Sie haben sehr frühzeitig auf technische Innovation gesetzt, und auch andere Agenturen installieren Ähnliches. Ist so ein Lab ein Trend oder ein Muss, das die Kunden bald voraussetzen? SCHILL: Zu Serviceplan passt dieser Fokus. Letztlich muss das jede Agentur für sich entscheiden. Jung von Matt hat eben ein Wohn zimmer, und wir haben ein InnovationsLab. Das möchte ich gar nicht bewerten. OOH!: Noch einmal zurück zur kreativen Zukunft der Aussenwer- bung: Was ist Ihr Wunsch an die OOH Branche? SCHILL: Mehr Mut und mehr Out of the Box-Denken. Ich will nicht an die Mediaunternehmen appellieren, die OOH-Medien zur Verfü- gung stellen, sondern bewusst an die Kreativen. Ich würde gerne alle ermutigen, freier zu denken, verrückter zu werden und sich Sachen tatsächlich von Grund auf neu auszudenken. Wir müssen noch mehr lernen, uns von den vorgegebenen Kanälen zu lösen und auch die technischen Möglichkeiten von heute zu nutzen. Der öffentliche Raum steht uns zu 100 Prozent zur Verfügung steht um Dinge zu kreieren. OOH!: Haben Sie abschließend noch einen Appell? SCHILL: Manchmal fehlen mir bei jungen Kreativen die Vorstellungs- kraft und Fantasie. Wenn es etwas noch nicht gibt, dann erfinden wir es eben und machen es möglich. Das ist doch letztlich das eigentlich Faszinierende an OOH. Vor dem Fernseher bin ich limitiert, da kann ich ein wenig interaktives Fernsehen machen, aber das war es dann auch schon. Wirklich frei bin ich nur draußen. Diese Freiheit ist Fluch und Segen zugleich. Wer Grenzen braucht, ist bei OOH nicht richtig aufgehoben! Texte und Interview: Katja Garff Das waren die Trends der Kreativ-Awards 2017 Female Leadership Seit zwei Jahren sind die großen internationalen Kreativ- wettbewerbe dominiert von den Themen Gender und Diversity. Das absolute Trend Topic 2017 war die Zuspitzung der gesellschaftlichen Diskussion von Female Leadership. „Fearless Girl“ eroberte als klare Statement-Arbeit die Grand Prix-Ränge, auch die Jurys werden zunehmend mit weiblichen Mitgliedern besetzt. Spätestens durch #metoo wird dieser Trend die Szene auch 2018 beschäftigen. Sense of Urgency Die Branche wird von Problemen angetrieben und es reicht oftmals nicht mehr aus, die Dinge sauber und richtig zu exekutieren. Herausforderungen müssen gelöst, Relevanz muss verdeutlicht werden –medial, technisch und gesell- schaftlich. Die besten Kampagnen erlangen schnell und möglichst ohne viel Mediabudget eine weltweite Verbrei- tung. Die höchstprämierten Kampagnen nutzen interna tionale Insights und gewinnen weltweite Challenges. Power of the unexpected Die Zeiten, in denen eine saubere Exekution und liebevolle Überarbeitung den Applaus von Jurys einbrachten, sind vorüber. Überraschung ist neben Emotion der größte Trigger für Juroren. Die Einzigartigkeit der kreativen Grund- idee wird vor die durchdeklinierte Exekution gestellt. Wer hier herausstechen will, muss definitiv um drei Ecken den- ken. Naheliegendes, Geprüftes und Vorhersagbares lang- weilt die Jurys. Beautiful simplicity Nicht jede Idee kann die Welt verbessern und auch nicht jede Agentur kann die Regeln von Plattformen auf den Kopf stellen. In vielen Fällen besticht jedoch gerade die Einfach- heit einer Idee, die Liebe zu Designdetails oder technischen Features. Es gibt zwei Arten von Jury-Entscheidungen: „It moves your heart!“ oder „It moves your balls!“. Brillante Einfachheit verkürzt Reaktionszeiten. Production vs. Media Sehr interessante Trends kommen aus dem hierzulande noch nicht umfassend durchleuchteten Bereich Branded Entertainment. Neben vielen soliden und guten Content Pieces punkten in dieser Kategorie insbesondere cineas- tisch gedachte (Long-)Filmformate. Brands beauftragen aufwändige Produktionen, treten organisch und subtil auf und gehen völlig neue Wege der Media-Partnerschaften ein. Markenproduktionen werden an Plattformen verkauft, im Idealfall wird so die teure Produktion refinanziert. Klassische Mediachannels und Buchung sind bei dieser Strategie Fehlanzeige. 29 OOH!–Trends & Innovationen Deutschland
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