OOH-Magazin Ausgabe 2 - 2022

In zehn Ausstellungsräumen bietet das Deutsche Plakat Museum im Museum Folkwang seit Anfang April einen umfassenden Querschnitt durch die Geschichte des Plakats. Die Zeitreise beginnt mit frühen Anschlagszetteln, Karikaturen, Illustrationen und historischen Fotografien und endet in der Gegenwart mit einem Ausblick auf die Zukunft. Lucian Bernhard, Isolde Baumgart, Hans Hillmann, Alfons Maria Mucha, Henri de Toulouse-Lautrec und Charles Paul Wilp sind nur einige der Großen, deren Schaffen im Rahmen der Schau einen kultur- und medienhistorischen Einblick in die Welt der Werbung vermittelt. Das Hauptaugenmerk der Ausstellung liegt auf den verschiedenen Hochphasen des Plakats wie in den Jahren zwischen 1896 und 1914. In den 1920er Jahren kommt es mit der Professionalisierung der Werbeindustrie zu einer weiteren Hochphase, die unter anderen durch Werke von Leonetto Cappiello, Walter Schnackenberg, Hermann Kosel und Jan Tschichold vertreten ist. Neue Möglichkeiten der Integration von Plakaten im Stadtmobiliar sowie Out of Home-Werbeflächen sorgen ab den 1950er Jahren für innovative Erscheinungsformen. Die nächste große Wandlung im Werbewesen vollzieht sich schließlich mit der Digitalisierung und Einführung des kommerziellen Internets in den 1990er Jahren und ist bis heute aktuell. Die Plakatausstellung „We want you!“ ist Teil des Jubiläumsprogramms zum 100-jährigen Bestehen des Museum Folkwang und noch bis zum 28. August geöffnet. Sie wird gefördert von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West und unterstützt durch Ströer Deutsche Städte Medien, die auch die Installation der Out of HomeAnlagen innerhalb der Ausstellung bereitstellt. Seit 2008 ist das 1974 gegründete Deutsche Plakat Museum eine Abteilung des Museum Folkwang. René Grohnert, Kurator und Leiter des Deutschen Plakat Museums, schildert im Interview mit OOH! die besondere Verbindung zwischen Kunst und Plakat, die großen Stationen in der stilistischen Entwicklung und die Hintergründe zur Entstehung dieser besonderen Plakat-Schau. Die Ausstellung „We want you!“ zeichnet die stilistische Entwicklung des Plakats in enger Verbindung zur Entwicklung des Mediums selbst nach. Wie kam es dazu? RENE GROHNERT: Die Idee hat sich in der Vorbereitung der Ausstellung erst entwickelt. Ursprünglich sollte es um die Geschichte des Plakats über die verschiedenen Epochen hinweg gehen. Schon das ist eine sehr umfangreiche und anspruchsvolle Aufgabe. Aus der Frage nach einer entsprechenden Präsentation ist der entscheidende Grundgedanke entstanden: Das eigentliche Wirkungsumfeld von Plakaten ist die Straße, nicht das Museum. Unser Ziel war eine emotionale Installation. Als es dann losging, hat mein Direktor zu mir gesagt: „Denken Sie groß!“ Ich hoffe, das ist gelungen. Für das Zusammenspiel von Plakat und demWirkungsumfeld Straße haben Sie sich dann Unterstützung von einem professionellen Partner geholt? GROHNERT: Genau, wir haben die Ausstellung gemeinsam mit Ströer auf die Beine gestellt. Das war zu Anfang ein bisschen schwierig, weil wir uns alle noch nicht wirklich vorstellen konnten, was es eigentlich werden soll, wo es hingeht, wie wir das alles zusammenführen. Da waren immer neue Fragen, zum Beispiel, welche Dinge repräsentativ für eine bestimmte Zeit stehen, wann wir mit demDigitalen anfangen und so weiter. Das war ein interessanter Prozess, ein ständiges Hin und Her, und auf einmal hat es sich wunderbar zusammengefügt. So hat sich schließlich die Konstruktion der Ausstellung ergeben. Inwiefern trägt der Titel „We want you!“ der engen Beziehung zwischen demWerbemittel Plakat und demWerbeträger auf der Straße Rechnung? GROHNERT: Es gibt das bekannte Plakat „I want you“, mit dem „Uncle Sam“ beim Kriegseintritt der USA 1917 um Freiwillige gewor16 OOH!–Fokus

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