OOH-Magazin Ausgabe 1 - 2021

Schritt. Auch die Gestaltung der öffentlichen Räume sowie die verbesserte Durchgrünung wird in Zukunft noch bedeutender: Es wird auch darum gehen, die Temperaturen in den Innenstädten zu senken, umdieseWohlfühlorte erst zu ermöglichen. Fuktionsvielfalt ist das Wesen der Zentren Eine weitere Herausforderung ist die digitale Infrastruktur sowie die damit ermöglichten digitalen Services in unseren Innenstädten. Gerade der Lockdown hat für den Einzelhan- del gezeigt, dass der Vertriebskanal Online- Handel eine relevante Größe darstellt. Viele Händler bieten den Kunden mittlerweile die- sen Service an. Es ist aber ein Irrglaube zu den- ken, dass Umsatzverluste des stationären Han- dels durch den Vertriebskanal Online-Handel ausgeglichen werden können. Dies ist auch bei der weiteren Betrachtung der fortschreitenden Digitalisierung des Einzelhandels zu bedenken: Die Digitalisierung ist allein durch die gestie- genen Erwartungen der Kunden eine Notwen- digkeit zur Zukunftsfähigkeit der Geschäfte. Reale Geschäfte soll und wird der Online-­ Handel aber nicht ersetzen können. Auch die kommunalen Einrichtungen beschäf- tigen sich intensiv mit Fragen der „Digitalen Verwaltung“. Die Bürger werden diese Services immer stärker einfordern. Jedoch werden auch hierdurch Besuchsanlässe für die Innenstädte vermindert. Der Gang zumOrdnungsamt war meist lästig, aber oft mit einer Tasse Kaffee und einem Besuch des Einzelhandels verbunden. Gerade diese „Aktivitätenkopplung“ ist Aus- druck der gewünschten und vielzitierten Funk- tionsvielfalt in den Innenstädten. Daher ist darauf zu achten, dass neue Anlässe für einen Innenstadtbesuch geschaffen werden. Dies kann das Wohnen sein. Hierzu muss jedoch die Bereitschaft wachsen, dass Neben- einander von Wohnen und Gewerbe zu dul- den. Außerdem kann das Wohnen kein All- heilmittel der Innenstadtbelebung sein, da es nicht dafür sorgt, dass tagtäglich tausende Besucher in die Innenstädte kommen. Somit ist eine Erhöhung der Wohnbevölkerung zwar in jedem Fall zu begrüßen – die positivenWir- kungen auf die gesamte Innenstadt und die Wechselwirkungen mit weiteren Funktionen sollten jedoch nicht überschätzt werden. Wenn die Funktionsvielfalt der Innenstädte jedoch das Wesen der mitteleuropäischen Innenstadt ausmacht, sollte diese gewünschte Nutzungsmischung ermöglicht werden. Es wird zum Beispiel keine „Rückkehr der (smarten) Produktion“ als zusätzlicher Nutzer und Frequenzbringer in den Innenstädten geben können, wenn nicht zum Beispiel die tolerierbaren Lärmwerte in den Innenstädten „Anfassbar gut“ ist das Einkaufserlebnis in den Geschäften vor Ort, wie die deutschen Handelsverbände in Kooperation mit dem Versicherer Signal Iduna in einer groß angelegten Kampagne betonen. Der deutschlandweite Auftritt hebt die traditionellen Vorteile des stationären Handels gegenüber dem Online-Shopping hervor. (Kerngebieten) sachgerecht angepasst werden. Die Gemengelage gehört zum Wesen der Innenstädte und ist Teil der Urbanität. Die unmittelbare Nähe vonWohnen und Gewerbe muss einen größeren Stellenwert in der DNA der Innenstädte erhalten. Besonderer Stellenwert der Baukultur Durch Umfragen wissen wir, dass sich die Attraktivität einer Innenstadt aus Sicht der Bürger/Kunden durch die Gestaltung der Gebäude und öffentlichen Räume definiert. Die Baukultur muss daher einen besonderen Stellenwert bei der weiteren Stadtentwicklung haben. Aber auch die Handelsarchitektur sollte die Mikrostandorte positiv unterstützen. Gestalterisch attraktive Architektur und quali- tätsvolle öffentliche Räume sind die bauliche Grundlage für Verweilqualität und Wohlfühl­ atmosphäre. Die genannten Punkte sind nur ein kleiner Ausschnitt der Herausforderungen, vor denen unsere Innenstädte stehen. Daher ist es wich- tig, dass die Innenstadtakteure sich besser ver- netzen und die Innenstadtentwicklung als gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe begrei- fen. Die vom Deutschen Städte- und Gemein- debund (DStGB) sowie dem Handelsverband Deutschland (HDE) 2016 gegründete „Allianz für Innenstädte“ zeigt, wie dies gelingen kann. 200909_SI_AnfassbGut_Poster_A1_594x841.indd 4 09.09.20 17:45 25 OOH-Aspekte

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