OOH-Magazin Ausgabe 3 - 2021

abseits des Mainstreams verläuft und es deshalb weniger im Blick- punkt der Öffentlichkeit liegt. Es wird zwar viel für umweltschonende Produkte geworben. Aber die Verbraucher fragen nicht danach, wie viel CO2 freigesetzt wird, bis eine Werbebotschaft auf dem Fernseh- schirm, dem Smartphone oder der Plakatfläche erscheint. Inzwischen aber machen sich die Anbieter Gedanken – weil ihre Stakeholder danach fragen, weil sie selbst sensibler auf Umweltthemen reagieren und weil andere vormachen, dass es geht. Beispiel Google. Das Credo des Suchmaschinen-Giganten lautet: „CO2-neutral seit 2007. CO2-frei bis 2030.“ In der OOH-Branche hat vor rund einem Jahr ein Umdenken ein- gesetzt. Die Agentur Weischer.JvB kann für sich in Anspruch nehmen, hier den Anstoß gegeben zu haben. Im Juni vergangenen Jahres kün- digte das Unternehmen an, den Kunden unter demNamenWeischer. Green künftig die Durchführung klimaneutraler Kampagnen anbie- ten zu wollen. Dazu wird der CO2-Ausstoß einer Kampagne ermittelt und mit der Buchung von umweltfreundlichen Werbeträgern sowie einer Investition in Klimaprojekte kompensiert. „Nachhaltigkeit spielt für immer mehr Unternehmen eine entscheidende Rolle, doch bisher wurde eine umweltfreundliche Media-Aussteuerung weitestgehend außer Acht gelassen“, so Weischer.JvB-CEO Udo Schendel zum Start. Das wolle man jetzt ändern und den Kunden anbieten, ihre OOH- Kampagnen so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Es dauerte dann aber ein paar Wochen, bis es zur Premiere kam: Am 18. September setzt der nachhaltig ausgerichtete Energieversorger Entega die erste klimaneutrale Out of Home-Kampagne um. Ströer und Wall: Kein Aufpreis für die Kunden Seitdem hat sich die Situation gravierend verändert. Klimaneutrale Aussenwerbekampagnen sind inzwischen ähnlich selbstverständlich wie beimWeg zum Bäcker auf das Auto zu verzichten und stattdessen das Fahrrad zu nehmen. Angeschoben wurde diese Wende durch die beiden großen OOH-Werbeflächenanbieter. WallDecaux vermarktet seit 1. April all seine analogen und digitalen Kampagnen klimaneutral, wenn man einmal von den Verkehrsmedien absieht. Und seit Jahres- mitte können Werbungtreibende ihre Kampagnen auch bei Ströer klimaneutral ausspielen. In beiden Fällen tragen die Anbieter die Mehrkosten, die für das Klima-Invest entstehen, für den buchenden Kunden ist kein Aufpreis fällig. „Nachhaltige Kon- zepte sind die Basis für den zukünftigen Geschäftserfolg“, sagt Es ist kein Trend, sondern einWandel, den verschiedene Umfragen regelmäßig belegen. Die Mehrheit der Studierenden möchte künftig bei einem klimaneutralen Unternehmen arbeiten. Die meisten Kon- sumenten achten beimKauf auf nachhaltige Produkte. Und die aller- meisten Deutschen wünschen sich von Unternehmen mehr Enga- gement in Sachen Nachhaltigkeit. So was bleibt nicht ohne Wirkung. Plötzlich genießt das Thema Nach- haltigkeit in den Etagen des Top-Managements einen ähnlich hohen Stellenwert wie einstmals die Ausstattung der Geschäftswagen. Wach- gerüttelt werden die Unternehmen auch durch die Konkurrenz. Viele engagierte Start-ups besetzen das Thema, kümmern sich um Geschäftsideen rund um Recycling oder vegane Ernährung. Renom- mierte Berater wie Deloitte warnen ihre Klienten deshalb eindringlich: „Wer diesen Trend amMarkt verschläft, sieht neben der nachhaltigen Konkurrenz schnell ziemlich alt aus.“ Die Branche der Medienvermarkter hat auf diese gesellschaftlichen Veränderungen spät reagiert. Das mag daran liegen, dass ihr Business In eigener Sache: WallDecaux vermarktet Kampagnen seit 1. April klimaneutral. 24 OOH!–Strategie & Planung Deutschland

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