OOH-Magazin Ausgabe 4 - 2021

scheidungen zu treffen, während andere noch in der Schockstarre verharren und darauf hoffen, dass es irgendjemand – für die meisten der Staat – schon wieder richten wird. Vielleicht war Corona als Kick-off erforderlich, um nun die nötigen Schritte für längst ausstehende Transformationen und notwendiges Umdenken einzuleiten. Jedes Unternehmen hat eine eigene Kultur und individuelle Herausforderungen. Daher kann man an dieser Stelle keine allgemeingültigen Empfehlungen abgeben. Die Wild Card Corona-Pandemie hat aber bisher gezeigt, dass jene Unternehmen flexibler und resilienter mit der Pandemie umgehen können, die bereits im Vorfeld notwendige Weichen gestellt, sich digitalisiert und damit Anpassungsfähigkeit bewiesen haben. Hinzu kommt, dass viele Geschäftsmodelle bereits vor der Pandemie gefährdet waren – hier hat die Pandemie als Beschleuniger gewirkt. Der Schlüssel für jedes Unternehmen, das innovativ sein möchte, besteht darin, das Experimentieren zu einer Konstante zu machen. Dazu sagte einst Jeff Bezos, Gründer Amazon: „Unser Erfolg bei Amazon ergibt sich daraus, wie viele Experimente wir pro Jahr, pro Monat, pro Woche, pro Tag durchführen.“ Dabei ist eine tolerante Fehlerkultur – eher untypisch für Deutschland – unabdingbar, in der Experimentieren ohne Angst vor Scheitern möglich ist. Fest steht, dass sich das Marketing von heute gewandelt hat. Es bedarf der Zusammenarbeit überdisziplinärer Teams, um gesteckte Ziele zu erreichen; IT ist oft unersetzbar für funktionierendes Marketing, ebenso wie Datenschutzexperten. Fähigkeiten müssen gebündelt, Ideen weiterentwickelt und umgesetzt sowie Innovationen zugelassen werden. Nur so können Resultate erzielt werden, deren Nutzen weitgreifender ist als Erkenntnisse für kurzfristige Abverkaufserfolge: echter Nutzen, sinnvolle Services für Kunden und Konsumenten und damit einhergehend das positive Aufladen der eigenen Marke. Marketing muss also mehr denn je verstehen, wie aktuelle Umstände die Beziehung zur Marke beeinflussen. Botschaften, Inhalte und Touchpoints müssen einen Mehrwert für diese spezifische Situation bieten. Der reine Werbezweck oder Rabattierungen im niedrigen Cent-Bereich werden zukünftig noch unrelevanter werden, als sie es heute bereits sind. Der Einsatz von Marketingtechnologie entlang der Customer Journey ist heute nicht mehr außergewöhnlich, sondern eine Konstante, die zum Erfolg von fast jedem Geschäftsmodell beiträgt und dabei hilft, Komplexitäten zu reduzieren. Dabei trifft Prozess auf Automatisierung, Statistik auf Emotionen, Technik auf Kreativität. Die Grundlage all dessen sind Daten. Die Verschmelzung der virtuellen und realen Welt hat das Spektrum an Möglichkeiten zumVerstehen unserer Kunden in ein Universum an Optionen verwandelt. Auf der anderen Seite sehen wir keine klar abgrenzbaren Zielgruppen mehr: Fluid Tribes (sich ständig wandelnde und ineinanderfließende Zielgruppen) machen gewohnte Denkmuster und gelernte Methoden in Sachen Zielgruppenverständnis hinfällig. Wie stellen Sie sich OOH in 10 Jahren vor? So wie heute, nur dass ein paar analoge Boards nun digital sind? So wie in China mit 3-D? Sie werden sich wundern! Verschließen Sie ihre Augen nicht vor der Zukunft. Christian von den Brincken verantwortet den Bereich Corporate Strategy & Innovation für den Ströer-Konzern. Er ist Geschäftsführer der Ströer Core GmbH & Co. KG, einer eigenen Gesellschaft mit Sitz in Leverkusen, in der Ströer strategische Themen bündelt. Von den Brinckens Gastkommentar für OOH! ist eng an sein Vorwort in „Crossroads – der TrendAtlas für Media & Entertainment“ angelehnt. Der Trend-Atlas findet sich wie eine ganze Reihe weiterer aktueller Nachrichten und Analysen, weiterführenden Links und Videos im Blog unter https://www.stroeer.de/ newsroom/blog/innovation/. 21 OOH!–Aspekte

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