OOH-Magazin Ausgabe 4 - 2022

Wir reisen in Kapseln, nutzen und teilen autonome Fahrzeuge oder steigen in ein elektrisches Air Taxi – die Mobilität der Zukunft ist vielseitig, nachhaltig und hoch effizient. Bis zum Jahr 2050 werden laut UN-Prognose weltweit zwei Drittel der Bevölkerung in Städten leben, in Europa werden es sogar weit über 80 Prozent sein. Die jetzt schon vielerorts existierenden Probleme durch die drangvolle Enge vieler Menschen und Fahrzeuge auf begrenztem Raum werden sich dramatisch verschärfen. Ebenfalls bis zum Jahr 2050 soll Europa der erste klimaneutrale Kontinent sein, so sieht es der „European Green Deal“ der EU vor. Um die unaufhaltsame Verstädterung mit diesem Ziel in Einklang zu bringen, sind klimagerechte Konzepte zur Mobilität der Zukunft dringend gefragt. Denn nichts prägt den öffentlichen Raummehr als die permanenten Bewegungen von Menschen und Gütern von Ort zu Ort. Smarte Systeme, die Verkehrsströme nach ausgeklügelten Algorithmen lenken, sind ein wesentlicher Teil der Lösung. Ein ebenso wichtiger Teil sind völlig andere Formen von Mobilität als die, die wir heute kennen, sowohl in urbanen Bereichen als auch für die Überbrückung von Distanzen zwischen Mobilitätszentren. Sie sollen den Verkehr grundlegend reformieren, die Umwelt entlasten und die Lebensqualität in den Städten erhöhen. Dazu gibt es zahlreiche Studien, revolutionär anmutende Ideen – und erste vorzeigbare Erfolge. Hyperloop: Mit bis zu 850 km/h durch Vakuum-Röhren Zum Beispiel an der Technischen Universität München (TUM). Am 30. September dieses Jahres fand am Standort Ottobrunn/Taufkirchen der Spatenstich für die 24 Meter lange Teststrecke ihres „Hyperloop“- Forschungsprogramms statt. Es ist europaweit der erste reale Grundstein einer neuartigen Form des Reisens zu Land in atemberaubendem Tempo: In einer annähernd luftleeren Röhre aus ultrahochfestem Beton werden Passagiere in einer Kapsel mit Magnetschwebetechnik befördert. Durch die Kombination von Vakuum und berührungslosemAntriebssystem lassen sich Luft- und Reibungswiderstand extrem reduzieren, wodurch ebenso extreme Geschwindigkeiten möglich sind. Das Prinzip geht auf eine 2013 veröffentlichte Idee des Tesla- und SpaceX-Gründers Elon Musk zurück. Von 2015 bis 2019 schrieb er dazu den internationalen „SpaceX Hyperloop Pod“-Wettbewerb aus, den das Team der TUM in allen vier Jahren für sich entscheiden konnte. Der von den Studenten entwickelte Prototyp erzielte zuletzt bereits eine Geschwindigkeit von 482 km/h. Doch das auf der studentischen Initiative fußende TUMHyperloop-Programm, 2020 gegründet, hat weitaus ehrgeizigere Ziele und will bis Ende des Jahrzehnts eine Referenzstrecke über mehrere Stufen hinweg bauen, in der Passagiere mit circa 850 km/h unterwegs sein werden. „Aus Science Fiction wird Realität“, versprach der bayerische Ministerpräsident Markus Söder anlässlich des offiziellen Starts für den Bau der Teströhre. „Der Hyperloop ist die Vision einer völlig neuen und emissionsfreien Art der Fortbewegung.“ Mit dem Spatenstich tritt das Vorhaben in eine entscheidende nächste Phase, vomModellmaßstab zur Realgröße. 3,5 Millionen Euro investiert der Freistaat Bayern im Rahmen seiner Hightech Agenda in das Testsegment in Ottobrunn, bei dem die Machbarkeit dieser Form des hyperschnellen Personentransports erforscht werden soll. Fragen betreffen unter anderem die Abdichtung der Röhre unter echten Bedingungen, die Sicherheit der Aus Science Fiction wird Realität Futuristisch anmutende Fluggeräte und Fahrzeuge sind weltweit in der Erprobung, um die Mobilität von Menschen und Gütern zu reformieren. 30 OOH!–Trends & Innovationen Deutschland

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