OOH-Magazin Ausgabe 2 - 2016

seine Augen reinigen.“ Der Künstler schenkt den Bewohner dieses Viertels ein Kunstwerk, das einerseits die Bewohner eint und zum anderen den Stadtteil aufwertet. Ganz nebenbei ist das Kunstschaffen im öffent- lichen Raum aber auch Selbstvermarktung. Die Bilder der Künstler werden gesehen, ver- schwinden nicht nach der Ausstellung in einer Galerie in den Lagerräumen eines Sammlers und erreichen die Menschen, die sie fotogra- fieren und in den sozialen Netzwerken teilen und so für ihre weltweite Verbreitung sorgen. Urban Art – Reflexionen im öffentlichen Raum Auseinandersetzung mit in ihrem Selbstver- ständnis relevanten Inhalten. So hat sich Urban Art in den letzten Jahren als Kunstrichtung im Bereich der zeitgenössischen Kunst etabliert. Kunstwerke für die Menschen – und neben- bei auch Selbstvermarktung der Künstler Die Werke im öffentlichen Raum interagieren zum Teil mit ihrem Umfeld, wie zum Beispiel ein Wandbild von Natalia Rak, bei der sie ein Mädchen mit einer Gießkanne fassadengroß auf eine Hauswandmalt, vor der ein Baum steht. Die Künstler drücken sich aber nicht nur durch Malerei aus. JR zum Beispiel nutzt das Medium Fotografie. Eine seiner bekanntesten Arbeiten hat er in einer Favela in Rio de Janeiro gemacht. Portraits der Bewohner dieses Stadt- teils hat er als Riesenposter auf die Fassaden der Häuser plakatiert, in der diese wohnen. Von einem gegenüberliegenden Hügel aus schauen den Betrachter die Schwarz-Weiß Por- traits an und geben dem Stadtteil eine beson- dere Identität. Ein weiteres Beispiel für ein Stadtviertel über- greifendes Projekt ist die Arbeit von ElSeed in Kairo. Der Künstler hat auf verschiedene Gebäude Teile eines Bildes gemalt, das nur von einem bestimmten Punkt aus ein Gesamtbild ergibt. Dieser Stadtteil heißt Zaraeeb und wird vorwiegend von Müllsammlern bewohnt. Die Botschaft in dem Bild heißt: „Jeder, der das Sonnenlicht sehen will, muss vorher zuerst Nach meinem Beruf gefragt, kreiert die Ant- wort Galerist meistens eine Ausrufezeichen bei meinem Gegenüber. Wenn ich auf die darauf folgende Frage, was für eine Kunstrichtung ich in meiner Galerie Pretty Portal zeige, Urban Art antworte, verwandeln sich diese Ausrufe- zeichen häufig in Fragezeichen. Was ist also Urban Art? Urban Art ist eine junge Kunstrichtung des 21. Jahrhunderts, bei der die Künstler für ihre Projekte auch den öffentlichen Raum nutzen. Für sie ist der urbane Raum die größtmögliche öffentliche Galerie in der sie Ihre Kunst einem breiten Publikum zeigen können. Urban Art-Künstler verbinden klassische Kunstrichtungen mit Pop, Punk, Graffiti und Streetart und reflektieren dabei die Gedanken und Stimmungen der heu- tigen Zeit, die am ehesten in den großen Metropolen, den Schmelztiegeln unserer Gesellschaft, wahrzunehmen sind. Das in anderen Kunstrichtungen wie Musik und Film schon bekannte Mash-up, das Verweben von Bekanntem und Unbekanntem, das Zitieren, Dekonstruieren und erneute Vernetzen, wird von Urban Art-Künstlern in der bildenden Kunst erspürt und angewendet. Urban Art Künstler rekultivieren mit ihren Wandbildern, Installationen und subversiven Aktionen den urbanen Raum und bringen so die Kunst direkt zum Menschen. Mit ihrer urbanen Intervention erobern sie den Lebens- raum Stadt zurück, für die Kultur und eine Der Galerist und Kurator Klaus Rosskothen hat sich in seiner Düsseldorfer Galerie Pretty Portal auf die Kunstrichtung Urban Art spezialisiert. www.prettyportal.de Urban Art bringt die Kunst direkt zum Men- schen, wie dieses Wandbild von Natalia Rak, das mit seinem Umfeld interagiert. Natalia Rak – The legend of giants 19 OOH!–Aspekte

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