OOH-Magazin Ausgabe 2 - 2018

Interview mit Wolfgang Hothum, Gründer und Inhaber IKAO Institut für Kommunikations-Analyse und -Opti- mierung, zu den Ergebnissen von Momentum Plakat 3. muss, ewig lange Texte, mickriges Branding. Das alles mag am Com- puter noch schick erscheinen, in der Wirklichkeit der Stadt wird es zu visuellem Taubendreck.“ Eine Ursache dafür sieht Keuntje in der heutigen Ausbildung der Kreativen: Diese würden in den Grafikschu- len und Agenturen nur noch am Computer layouten, „da verliert man das Gefühl für Linienführung und Raumaufteilung. Um ein Gespür für eine starke Linie zu entwickeln, muss man eben vorher 10.000 Linien gezeichnet haben.“ Entsprechend würde heute von vornherein in Foto gedacht, dabei sei doch gerade eine gut gemachte Grafik die plakativste visuelle Machart überhaupt, so der Agenturchef weiter. „Nach wie vor ‚fremdeln‘ viele Kreative ganz generell mit demMedium und seinen ganz spezifischen Anforderungen“, stellt denn auch IKAO-Gründer Hothum fest. Zudem fände zu wenig Auseinander- setzung mit den zu bespielenden Formaten und den daraus resultie- renden Rezeptionssituationen statt. Anja von Fraunberg Messung analysiert. Dabei handelt es sich um ein formelgestütztes Experten-System, das, basierend auf Erkenntnissen aus Wahrneh- mungsforschung, Psychologie, Gestaltungs- und Farbenlehre sowie Sprachwissenschaft und Hirnforschung, die formale Qualität von Werbemitteln und Kommunikationsmedien untersucht, Optimie- rungspotenziale identifiziert und damit belastbare Aussagen über deren Wirk-Chancen treffen kann. Und wie schon die beiden Publikationen zuvor stellt auch die aktuelle Ausgabe von „Momentum Plakat“ der Kreation von Billboard & Co. kein gutes Zeugnis aus: Obwohl die Bedeutung des Mediums Plakat beständig wächst, lässt die formale Umsetzungsqualität häufig zu wünschen übrig. Die meisten untersuchten Motive sind aus gestalte- rischer Sicht allenfalls Mittelmaß, jedem dritten Motiv muss die Plakattauglichkeit sogar ganz oder teilweise abgesprochen werden. Ähnlich schlecht fällt auch das Urteil für die Auftritte auf digitalen Aussenwerbeträgern aus, die „nicht per se die besseren Plakate sind – im Gegenteil“, so Hothum, der Digital Out of Home in Bezug auf die Kreation eher noch als „Experimentierfeld und Spielwiese“ bezeichnet. Nachwuchs lernt das Layouten heute nur noch am Computer Fast alle Plakate seien viel zu kleinteilig, bestätigt Hartwig Keuntje, Geschäftsführer der Hamburger Agentur Philipp und Keuntje. „Wuse- lige Bilder, zu weite Anschnitte, Schriften, die man mit der Lupe lesen Kult-Werbung für eine Kult-Marke: Mit nur einem Bild erzählt Astra eine ganze Geschichte und sorgt beim Betrachter für gute Unterhaltung. Das Motiv der Agentur Philipp und Keuntje wurde bei PlakaDiva 2018 mit Bronze in der Kategorie Beste Kreation Out of Home prämiert. 24 OOH!–Kreation & Kreativität Deutschland

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